Stadtblatt-Beitrag von Derek Cofie-Nunoo – Ausgabe vom 23.10.2019//
Die Mehrheit des Heidelberger Gemeinderats hat das Bürgervotum akzeptiert und für den Erhalt der Ochsenkopfwiese gestimmt. Das ist ein gutes Zeichen, da ansonsten eine ökologisch wertvolle Grünfläche zerstört worden wäre. Wir haben uns mit unserer 3x JA – Kampagne während des Bürgerentscheids intensiv für drei Ziele eingesetzt. Das erste Ziel haben wir erreicht und freuen uns gemeinsam mit der Bürgerinitiative und den zahlreichen Unterstützer*innen über diesen Erfolg. Allerdings sollte dieses Ergebnis erst der Auftakt für das Erreichen unseres zweiten Zieles, der Verlagerung des Betriebshofes aus Bergheim sein. Daher haben wir im Vorfeld der Entscheidung dafür geworben, die Voraussetzung für einen Standort zu schaffen, der den zukünftigen Anforderungen durch einen klimapolitisch notwendigen, massiven ÖPNV-Ausbau gewachsen ist.
„Es hat sich ausgeprüft!“
Der Vorstoß der Sozialdemokraten einen Antrag für den Ausbau des Betriebshofs am alten Standort zu stellen, kam für uns nicht unerwartet. Der gemeinsame Antrag von SPD, CDU, Heidelbergern, FDP, GAL/FWV und AfD, der die sofortige Wiederaufnahme der Planungen am alten Standort forderte und der Prüfauftrag! zu untersuchen, ob die Realisierung des Zukunftskonzepts Bergheim-West sowie die Integration des Dezernat 16 auf einer erweiterten Fläche des alten Standorts möglich sei, fand eine Mehrheit. Wir Grüne hätten die weitergehende Prüfung des Altstandorts unterstützt, wenn parallel dazu auch alternative Standorte in der notwendigen Tiefe geprüft worden wären. Wir wollten gemeinsam eine Lösung für einen geeigneten Standort finden und hatten ein konkretes Angebot gemacht. Als Zeichen unserer Kompromissbereitschaft haben wir uns daher bei der Abstimmung des gemeinsamen Antrags der anderen Fraktionen enthalten.
Entwicklungschance für Bergheim vertan
Trotz eigenem zeitaufwändigen Prüfauftrag berief sich die Mehrheit der anderen Fraktionen auf die drängende Zeit und den vermeintlichen Aspekt, dass alle möglichen Alternativstandorte bereits geprüft und aufgrund mangelnder Eignung ausgeschieden seien. Eine sehr schlichte Argumentation angesichts einer Großsporthalle, die schon bald ohne ÖPNV-Anbindung in Betrieb gehen wird, sowie der schnellen Entwicklung und temporären Besiedlung von Patrick-Henry-Village, ebenfalls ohne ÖPNV-Anschluss. Gerade der erforderliche Ausbau des Streckennetzes bis nach Schwetzingen stellt ein wichtiges Argument für die Prüfung alternativer Standorte und der Entwicklung im Süden Heidelbergs dar.
Die Reaktionen von ausgewiesenen Fachleuten der Stadtentwicklung unterstreichen den Schaden, der mit der Entscheidung einer Mehrheit des Gemeinderates für den Ausbau am alten Standort und der gleichzeitigen Ablehnung der Prüfung alternativer Standorte einhergeht. So spricht Prof. Dr. Thorsten Erl auf Facebook am 18.10.2019 von „einem schwarzen Tag für die Heidelberger Stadtentwicklung und für Bergheim im Besonderen. Schade, wenn sich mit vielen neuen Projekten die Vorzeichen ändern, dann darf man nicht die alten Rezepte als Erfolg verkaufen. Dann muss man neue Wege gehen, ansonsten hängt man der Entwicklung hinterher!“
Schon vor zwei Jahren warnte Prof. Michael Braum von der Internationalen Bauausstellung (IBA) während einer Podiumsdiskussion der CDU Heidelberg: „Es ist eine vertane Jahrhundertchance, wenn wir sagen, das lassen wir so. Ich war sprachlos, als ich hörte, dass es Gemeinderäte gibt, die den Betriebshof dort belassen wollen“.
Keine schnelle Lösung!
Mit der geplanten Einbindung der Emil-Maier-Straße und dem Dezernat 16 sowie einer möglichen Schaffung von preisgünstigem Wohnraum und Grünflächen auf dem gleichen Areal wird eine komplett neue Planung notwendig. Das ist alles andere als eine schnelle Lösung. In dieser Planungsphase hätte genau das umgesetzt werden können, was mit unserem Antrag beabsichtigt war: Zu prüfen, ob es nicht doch bessere und zukunftsfähigere Standorte gibt. Zudem droht durch die Pläne eine enorme Kostenexplosion.
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